Online-Konzert Samstag 10.4.2021
20 Uhr: Konzerteinführung (ZOOM, Link über Anmeldung zur Tagung)
ca. 20:15: Konzertstream
Dirigent – Matthias Kuhn
Kontraforte Solo – Lucas A. Rössner (Stück von I. Klaus)
Ensemble Proton Bern:
Flöten – Bettina Berger
Oboe, Lupophon – Martin Bliggenstorfer
Klarinetten – Richard Haynes
Kontraforte – Elise Jacoberger
Harfe – Vera Schnider
Klavier, Synthesizer – Samuel Fried
Violine – Maximilian Haft
Violoncello – Jan-Filip Ťupa
Schmucki, Annette (*1968)
drei möbelstücke (2020) UA
möbelstücke haben; bewegliche, muntere, stets neu belebte
sie in meinem raum platzieren
sie verschieben – versatzstücke der sprache
darauf sitzen oder darin liegen oder darunterkriechen
sie verbergen
sie zerlegen
eine reihe bilden
einen turm bauen
sie aussperren und später wieder hereinlassen
sie verschenken
Klaus, Isabel (*1976)
and then?
für Kontraforte solo und Ensemble
In „and then?“ geht es um diese Fragen: Was verträgt ein Stück als solches? Wieviel verträgt das Konzept „Solokonzert“? Bis wohin können sich einzelne Elemente entwickeln? Wann hört die Musik auf, ein „Stück“ zu sein? Wo sind die Grenzen? Was kann schliesslich das Stück noch „zusammenhalten“? Was passiert, wenn es nicht mehr „zusammenhaltbar“ ist?
Redhead, Lauren (*1985)
the whale (2020) UA
version for ensemble and fixed media fragments
The Whale ist ein allegorisches Gedicht in Altenglisch, das von der Möglichkeit des Lesers handelt, unwissentlich in Sünde zu verfallen. Wenn man es wörtlich liest, geht es um die Verwechslung eines Wals, durch Seeleute, mit einer Insel. Die Fragmente des Gedichts in meiner Version konzentrieren sich auf die Behandlung des Wals; auf die Demütigung, ein Zelt auf dem Rücken aufgestellt zu bekommen und dann in Brand gesteckt zu werden, bevor man schließlich protestiert. Musikalisch konzentriert sich dieses Stück auch auf das, was man nicht sehen kann: den Teil des Wals, der da ist, aber unter Wasser; die Orte, die dem Wal bekannt sind, aber dem Leser oder Zuhörer unbekannt sind. Die Materialien für das Stück bestehen aus einer graphischen Partitur, die die Struktur und den Text des Stückes umreißt, und aus Bildern, die aus mittelalterlichen Manuskripten mit Waldarstellungen stammen, sowie aus einer Reihe von aufgenommenen Fragmenten, allesamt von mir gelesen aus den Fragmenten des Gedichts, die in der Partitur und der Aufführung vorkommen. Bei der Vorbereitung dieser Version des Stücks habe ich auch notierte Fragmente erstellt, die die Musiker bei ihrer Interpretation zu Rate ziehen können: Diese spiegeln einen Akt des Hörens des Wals unter Wasser in ihrer Tonlage und ihrem Charakter wider. Das Stück sollte nicht als Vertonung des Textes von The Whale betrachtet werden, sondern eher als eine Reflexion über dessen Elemente, so, wie die Matrosen über das Bild des Wals unter Wasser nachdenken könnten.
Version 2020: Kompositionsauftrag des INMM, finanziert durch die Ernst von Siemens-Musikstiftung
Ott, Daniel (*1960)
6/7 gare du sud (Version 2020 UA)
für Bassklarinette, Harfe, Violine & Violoncello
Im Bahnhof Chiasso, dem südlichsten Bahnhof der Schweiz, werden regelmässig Migranten des Landes verwiesen und per Eisenbahn unfreiwillig über die Landesgrenze (zurück) nach Italien geschickt. „6/7 gare du sud“ setzt Originalaufnahmen vom Bahnhof Chiasso – aufgenommen an einem gewöhnlichen Werktag – in Beziehung zu live gespielten Instrumentalklängen.
Version 2020: Kompositionsauftrag des INMM, finanziert durch die Ernst von Siemens-Musikstiftung
Schmucki, Annette (*1968)
brotkunst / 54 stück / farbstifte papier tabak
für Ensemble
dem stück liegt sprache zugrunde. (Verzeichniss 1-54, aus: Verzeichniss selbst gemachter Portraits-Bilder, 1921 in: Adolf Wölfli, Austellungskatalog Kunstmuseum Bern, 1976).
es ist der ausschnitt einer liste, die wölfli anfertigte, eine art überblick über seine sogenannten ‚brotkunst‘-arbeiten; kleinere zeichnungen, welche er gegen brot resp. farbstifte, papier und tabak tauschte. aufgelistet sind anmerkungen, welche auf der rückseite der zeichnungen als kommentar angebracht waren. mein stück ist also rückseite, kommentar, anmerkung zum bild. und natürlich ist auch meine arbeit brotkunst.
das sprachmaterial ist nur als zitat ‚und 10 stük vom sommer‘ gegen ende des stücks als solches hörbar. die sprache dient vielmehr als musikalisches grundlage, gliedert die zeit (teile des stücks, rhythmisierung, tondauern) und den tonhöhenverlauf. es gibt drei teile (farbstifte, papier, tabak), welche je unterschiedlich auf das musikalische material / die textvorlage reagieren.
farbstifte: muster, schraffuren, stickereien. fläche
papier: akkordsäulen, gestapelte töne, etwas ausgefranst. vertikale
tabak: unschärfe, zerstieben, verblassen. sich auflösender raum